Der PKV-Regionalatlas für Nordrhein-Westfalen beziffert die zusätzlichen Einnahmen von Arztpraxen durch Privatversicherte und schlüsselt sie nach Regionen, Städten und Landkreisen auf. Diese Mehrumsätze entstehen, weil es für Ärztinnen und Ärzte bei der Behandlung von Privatpatienten weniger Beschränkungen und meist höhere Honorare gibt als bei Kassenpatienten. Diese zusätzlichen Mittel können die Arztpraxen in Fachpersonal oder moderne Geräte investieren. Davon profitieren auch ihre gesetzlich versicherten Patienten.
Bis über 85.000 Euro zusätzlich pro Jahr und Landarztpraxis
Allein in Nordrhein-Westfalen beträgt dieser PKV-Mehrumsatz 2,3 Milliarden Euro im Jahr. Dieses Geld kommt vor allem Ärztinnen und Ärzten auf dem Land und in strukturschwachen Regionen zu Gute. Das liegt daran, dass Privatversicherte dort meist älter sind und damit häufiger behandelt werden. Zudem liegen in größeren Städten die Mieten, Gehälter und anderen ärztlichen Kosten höher.
Berücksichtigt man diese Faktoren, erzielt eine Arztpraxis in der wirtschaftsstarken Region Düsseldorf einen realen Mehrumsatz von durchschnittlich 49.384 Euro im Jahr. In der strukturschwachen Region Duisburg-Essen sind es 54.579 Euro und im ländlichen Hochsauerlandkreis sogar 85.773 Euro.
Gleichwohl ist die Ärztedichte in den ländlichen und strukturschwachen Gebieten niedriger als in den Ballungsräumen. Zum Beispiel kommen im Hochsauerlandkreis 152 Arztpraxen auf 100.000 Einwohner, in der Region Duisburg-Essen sind es 161. Zum Vergleich: Die Region Düsseldorf kommt auf 218 Praxen. Das zeigt: Die geringere Ärztezahl auf dem Land kann nicht an der Zahl der Privatversicherten liegen. Für die Standortentscheidung von Ärztinnen und Ärzten sind offensichtlich andere Kriterien maßgebend.
Zu den Ergebnissen des Regionalatlas Nordrhein-Westfalen erklärt der Vorsitzende des PKV-Verbands, Ralf Kantak:
„Die Daten zeigen: Ohne die Mehrumsätze der Privaten Krankenversicherung wäre die medizinische Versorgung insbesondere auf dem Land und im strukturschwachen Ruhrgebiet gefährdet. Dann würden diese Standorte zusätzlich geschwächt, denn wo es keinen Facharzt oder Kinderarzt gibt, dorthin zieht es auch keine jungen Fachkräfte mit ihren Familien – und den Unternehmen droht Nachwuchsmangel.“