Den meisten Menschen ist bewusst, dass die gesetzliche Pflegeversicherung nicht ausreicht, um im Fall der Fälle gut abgesichert zu sein. Viele würden der drohenden Finanzierungslücke gerne mit einer betrieblichen Pflegeversicherung begegnen. In der Chemie-Branche gibt es damit gute Erfahrungen.
Bei Eintritt einer Pflegebedürftigkeit entstehen häufig hohe Kosten. Erst recht, wenn man auf stationäre Pflege angewiesen ist. Die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung reichen nicht aus, um alle Ausgaben zu decken. Die Finanzierungslücke kann je nach Fall und Bundesland 2.000 Euro und mehr betragen. Die meisten Menschen sind sich dessen bewusst. In einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey vertreten über 80 Prozent der Befragten die Ansicht, dass die Leistungen der gesetzlichen Absicherung nicht ausreichen.
Gleichzeitig wird in der Befragung auch deutlich, wie die Menschen für den Pflegefall gerne vorsorgen wollen: 75 Prozent würden es positiv bewerten, von ihrem Arbeitgeber eine betriebliche Pflegeversicherung zu erhalten. Mit einem solchen Angebot lassen sich ganze Belegschaften gegen das Risiko eines Pflegefalls in der Familie absichern. Und für den Arbeitgeber ist die betriebliche Pflegeversicherung ein Vorteil im Wettbewerb um Fachkräfte.
Eine Pionierin auf diesem Gebiet ist Petra Lindemann, Geschäftsführerin Tarifpolitik, Arbeitsrecht und Arbeitsmarkt beim Bundesarbeitgeberverband Chemie. Sie war maßgeblich am Zustandekommen der arbeitgeberfinanzierten tariflichen Pflegezusatzversicherung CareFlex Chemie beteiligt, die seit 2021 rund 440.000 Beschäftigten in der Branche eine zusätzliche Absicherung für den Fall der Pflegebedürftigkeit bietet.
Auch nach mehreren Jahren ist sie von dem Angebot überzeugt: „Wir machen das, weil wir als Branche ein attraktiver Arbeitgeber sein wollen. Mit Careflex haben wir da ein gutes Argument. Und wir sehen uns in der Verantwortung, die Beschäftigten von den Kosten, die in der Pflege auf sie zukommen, zu entlasten“, sagte sie auf dem Pflegegipfel 2024 in Berlin.
Als Tarif-Vertragsparteien haben wir eine sozialpolitische Verantwortung übernommen mit unserer Pflegeversicherung – ganz ähnlich wie mit der Altersvorsorge. Wir würden uns von der Politik wünschen, dass hier wie bei der Altersvorsorge über eine Entgeltumwandlung nachgedacht wird. Das würde helfen, auch die Akzeptanz bei den Beschäftigten noch weiter zu erhöhen.
Die Zusatzabsicherung kommt bei den Beschäftigten gut an. Das bekommt Petra Lindemann von den Chemie-Unternehmen widergespiegelt: So würden viele von Vorstellungsgesprächen berichten, in denen die Bewerberinnen und Bewerber dezidiert nach solchen Angeboten des Arbeitgebers fragen: „Junge Menschen interessieren sich für Zusatzleistungen abseits des reinen Arbeitsentgelts.“ Eine Einschätzung, die von der Civey-Umfrage bestätigt wird. Denn mehr als ein Drittel der Befragten fände eine betriebliche Pflegeversicherung wertvoller als eine Gehaltserhöhung.
Wichtig war für Petra Lindemann, dass das Angebot für alle Beschäftigten der Branche gilt – unabhängig vom Alter oder davon, ob jemand Voll- oder Teilzeit arbeitet. Zudem können sich Angehörige der Versicherung anschließen. Und wer aus der Branche ausscheidet oder in Rente geht, kann die Versicherung privat fortführen. „Wir haben damit als Arbeitgeber eine wichtige sozialpolitische Aufgabe übernommen.“ Von der Politik fordert sie im Gegenzug Unterstützung. Denn die Beiträge des Arbeitgebers zur betrieblichen Pflegeversicherung sind nur im Rahmen der Sachbezugsfreigrenze von 50 Euro im Monat steuerfrei. Hier wünscht sie sich eine Reform, um das Angebot noch attraktiver zu machen.