Der Klimawandel gilt als größte gesundheitliche Bedrohung im 21. Jahrhundert. Auf einer Konferenz diskutierten nun Fachleute, wie Lebenswelten vor dem Hintergrund der Klimagefahren gesundheitsförderlich gestaltet werden können. Der PKV-Verband fördert ein zugehöriges Projekt.
Klimaschutz ist immer auch Gesundheitsschutz – und beides muss soziale Ungleichheiten adressieren: Das wurde einmal mehr deutlich auf der Pre-conference „Health Promoting Settings in Climate Change“, die die Berlin School of Public Health mit Unterstützung des PKV-Verbands in der Messe Berlin ausrichtete. Die Veranstaltung ist Teil der 15. Public-Health-Konferenz vom 9. bis 12. November in Berlin.
Der Klimawandel und damit verbundene Umweltfolgen belasten die Gesundheit aller – die Risiken sind dabei jedoch ungleich verteilt. Extreme Hitze oder Kälte, Naturkatastrophen und Pandemien können etwa zu Herz-Kreislauf-Beschwerden, Allergien oder Verletzungen führen, aber auch psychische Belastungen hervorrufen. Sie betreffen neben Schwangeren, Kindern und Älteren vor allem auch Menschen mit Vorerkrankungen und Behinderungen sowie in prekären Lebenssituationen. Um Menschen vor Klimagefahren zu schützen und ihre Gesundheit zu stärken, fördert die PKV das Projekt „Ansätze für eine klimagesunde Settingprävention“, kurz KliGeS. Aus diesem Projekt ging nun die international besetzte Konferenz hervor.
Mehr als 100 Public-Health-Expertinnen und -Experten aus Wissenschaft und Praxis sowie Interessierte aus verschiedenen Organisationen tauschten sich vor Ort zu gesundheitsförderlichen und klimasensiblen Ansätzen und Projekten aus. Dabei ging es insbesondere darum, wie sich unsere alltäglichen Lebenswelten – die sogenannten Settings – in Zeiten des Klimawandels aufstellen und ihren Beitrag zu Gesundheits- und Klimaschutz leisten können. „Akteure zum Beispiel in Kitas, Schulen und Pflegeheimen benötigen Kompetenzen, Werkzeuge und Methoden, die dazu anregen und sie befähigen, die eigene Lebenswelt gesundheitsförderlich zu gestalten“, erläutert Professor Raimund Geene von der Berlin School of Public Health und Leiter des Projekts KliGeS. Ziel ist es, die Erkenntnisse aus der Klima- und Gesundheitsforschung in die europäische Public-Health-Praxis einfließen zu lassen.
Vorgestellt wurden unter anderem Ansätze, Akteure in den Lebenswelten zu Klimascouts bzw. Klimabotschafterinnen und -botschaftern auszubilden. Sie sollen die Relevanz des Themas weitertragen und Lebenswelten dazu befähigen, Klimagesundheit fest in ihren Organisationen zu verankern.
Klimagesundheit liegt im Interesse der Wissenschaft und auch der Krankenversicherer. Dass sie darüber hinaus eines der zentralen Themen unserer Zeit ist und dabei nationale, aber auch globale Ungleichheiten mitgedacht werden müssen, machte Kirsten Kappert-Gonther deutlich, stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Deutschen Bundestag: „Wir müssen Klimagerechtigkeit ganz oben auf unsere Agenda setzen“, sagte die Grünen-Politikerin in ihrem Grußwort: „Das gilt für die Public-Health-Konferenz, aber auch für unsere politische Arbeit. Die Relevanz von Klimagerechtigkeit im Koalitionsvertrag anzuerkennen ist ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung – aber jetzt müssen Taten folgen. Wir planen, settingbezogene Prävention zu stärken sowie Klima- und Umweltgefahren zu verhindern.“