Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat die Prioritäten deutscher Unternehmen für künftiges Regierungshandeln erfragt. Das Ergebnis: Um den Wohlstand des Landes zu sichern, sei besonders eine Reform der Gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung entscheidend.
Was die neue Bundesregierung aus Unternehmenssicht tun sollte, um den Wohlstand in Deutschland zu sichern, wollte das IW von Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern deutscher Unternehmen wissen. Und die sehen den größten Handlungsbedarf in der Gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung. Hier brauche es Reformen, um die Explosion der Lohnzusatzkosten zu stoppen. Denn die bedrohten die Wettbewerbsfähigkeit des Landes – zu dem Schluss kommen jüngsten Daten des IW-Kurzberichts. Eine Reform sei nötig, um die wirtschaftliche Kraft der Bundesrepublik auch künftig zu sichern und gleichzeitig den Beschäftigten ein höheres Nettogehalt zu ermöglichen. Die Unternehmen erwarten, dass die kommende Bundesregierung in dieser Hinsicht sozial- wie wirtschaftspolitisch aktiv wird, um die Zukunft Deutschlands zu gestalten.
Erst im Januar warnte IW-Chef Hüther auf einer Veranstaltung mit der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) mit Blick auf die hohen Sozialabgaben vor einer „Negativ-Spirale“. Wichtige Wirtschaftsverbände mahnen schon lange vor den Folgen immer weiter steigender Lohnzusatzkosten. So etwa Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Marie-Christine Ostermann, Präsidentin des Verbands Die Familienunternehmer oder vbw-Chef Bertram Brossardt. Mit dem Arbeitgeber-Belastungs-Rechner stellte die vbw kürzlich sogar ein Online-Tool vor, mit dem Betriebe die zunehmende Belastung individuell berechnen können.
Mitte März 2025 legten die Spitzenverbände der Wirtschaft zudem ihre Forderungen für die schwarz-roten Koalitionsverhandlungen in einer gemeinsamen Erklärung. Zum Thema Sozialstaat heißt es darin: "Die sozialen Sicherungssysteme müssen dringend reformiert werden, um sie finanzierbar, zukunftsfest und generationengerecht zu gestalten und Unternehmen nicht zu überfordern."
Neben der Reformierung des Gesundheits- und Pflegesystems sehen Unternehmen laut der aktuellen IW-Umfrage auch die Ertüchtigung der Verkehrsinfrastruktur sowie eine Stärkung der gesellschaftlichen Demokratie als zentrale politische Handlungsfelder. Diese Themen gewinnen zunehmend an Bedeutung, um Deutschland in einer unsicheren Welt weiterhin wettbewerbsfähig und stabil zu halten.