Interview 27. Februar 2023

Zusätzlich zur Förderung der ambulanten Hospizdienste engagiert sich der PKV-Verband seit diesem Jahr beim Aufbau von regionalen Netzwerken in der ambulanten Hospiz- und Palliativversorgung.

In einem neuen Projekt fördern seit Januar 2023 der Verband der Privaten Krankenversicherung, der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband (DHPV), die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) und die Bundesärztekammer (BÄK) gemeinsam die regionale Palliativversorgung und Hospizarbeit. Dr. Nobert Loskamp, medizinische Leiter des PKV-Verbands, spricht im Interview mit PKV.de über das Engagement der Branche sowie die Ziele und Maßnahmen des Förderprojekts.

Lieber Herr Loskamp, für eine bessere Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland sollen zukünftig Netzwerke in Städten und Landkreisen sorgen. Welche Idee steckt hinter diesem Ansatz?

Die Versorgung von schwerstkranken Menschen in der letzten Lebensphase hat sich in den letzten 20 Jahren deutlich verbessert. Die Palliativmedizin hat einen eigenen Stellenwert erhalten. Im Hospizbereich wurden ambulante und stationäre Angebote geschaffen. Das wird von verschiedenen Akteuren getragen und ist je nach Region auch unterschiedlich strukturiert.

Alle Beteiligten können und wollen zu einer guten Versorgung des Patienten beitragen. Ihr Angebot ist vielfältig und umfasst die medizinische, seelische und soziale Betreuung. Dabei verfolgen sie oft ganz unterschiedliche Ansätze und Schwerpunkte. Und im Laufe der Betreuungszeit kann der Bedarf auch wechseln. Deshalb geht es darum, die Akteure mit ihren Fähigkeiten bestmöglich einzubinden und ihre Arbeit je nach Bedarf aufeinander abzustimmen. Dazu müssen die Akteure voneinander wissen. Sie müssen untereinander ihre Kompetenzen kennen, die verfügbaren Ressourcen und die Erreichbarkeit. Dann kann die Hilfe für den Patienten gut abgestimmt werden. Das klingt banal, aber das ist es nicht. Und hier setzen die regionalen Netzwerke an.

Netzwerkkoordinatoren sollen dabei helfen, die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren vor Ort zu organisieren – eine anspruchsvolle Rolle. Wie sehen die Aufgaben von Netzwerkkoordinatoren konkret aus?

Ein Netzwerkkoordinator erfasst alle Akteure der Hospiz- und Palliativversorgung in einer Region. Nach den Regeln der Gesetzgebung sind das die rund 400 Kreise bzw. kreisfreien Städte in Deutschland. Aber es geht nicht nur um eine Liste oder eine Website. Die Akteure sollen sich auch untereinander kennenlernen und vernetzen. Gerade in einer digitalen Welt ist der persönliche Austausch von großem Wert, um die Personen mit ihren jeweiligen Möglichkeiten zu verstehen. Diese Aufgabe ist keine einmalige Sache, sondern ein lebendiger Prozess, der auf Dauer angelegt ist.

Für den Erfolg der Hospiz- und Palliativnetzwerke ist es wichtig, dass wir die Zusammenarbeit der rund 400 Regionen untereinander fördern. Die PKV unterstützt diesen Aufbau mit 2 Millionen Euro in den nächsten 5 Jahren.

Dr. Norbert Loskamp, medizinischer Leiter beim PKV-Verband

Die Private Krankenversicherung engagiert sich bereits in der ambulanten Palliativversorgung. Wie wird sich die Branche beim Aufbau der Hospiz- und Palliativnetzwerke beteiligen?

Wir unterstützten die ambulanten Hospizdienste seit 8 Jahren. Dazu hat der PKV-Verband mit dem Deutschen Hospiz- und PalliativVerband (DHPV) eine sehr gute, vertragliche abgesicherte Kooperation vereinbart. Für den Erfolg der Netzwerke ist es wichtig, dass wir die Zusammenarbeit der rund 400 Regionen untereinander fördern. Das ganze System ist im Aufbau und braucht finanzielle Mittel. In einigen Regionen ist die Idee schon gut umgesetzt. Diesen Erfahrungsschatz wollen wir in andere Regionen weitertragen. Dazu braucht es Organisation und Menschen, die das vorantreiben. Wir unterstützen also diesen Aufbau und fördern das Projekt mit 2 Millionen Euro in den nächsten 5 Jahren.

Welche Fördermaßnahmen sind im Rahmen des Kooperationsprojektes vorgesehen?

Unsere Förderung setzen wir um durch einen Vertrag mit dem DHPV, in dem auch die Bundesärztekammer und die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin als Kooperationspartner eingebunden sind. Auf dieser Grundlage finanzieren wir erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich mit dem System Netzwerk auskennen und es weiter aus- und aufbauen. Zusätzlich soll das Informationsangebot für die Netzwerke kontinuierlich ausgebaut werden. Das ist geplant über den schon bestehenden „Wegweiser für Hospizarbeit und Palliativversorgung Deutschland“.  Neben der persönlichen Vernetzung in der Region ist die schnelle Information der Netzwerkpartner, der betroffenen Patientinnen und Patienten sowie der Allgemeinheit über die Netzwerkkoordination und die Arbeit der Netzwerke zentral. So können wir dazu beitragen, dass die Menschen in ihrer letzten Lebensphase gut begleitet werden und in Würde sterben können.