Jeder Sechste in der Europäischen Union hat schon einmal unter psychischen Probleme gelitten. Die Europäische Kommission will ihr Engagement für die psychische Gesundheit weiter ausbauen. Die Rolle der Krankenversicherer war Thema einer Veranstaltung des PKV-Verbandes und France Assureurs.
Auf die Bedeutung der Privaten Krankenversicherung (PKV) für den Schutz der psychischen Gesundheit hat PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther anlässlich eines Fachgesprächs mit dem neuen EU-Gesundheitskommissar Olivér Várhelyi hingewiesen. Neben der Übernahme von Behandlungskosten engagieren sich die privaten Krankenversicherer auch in Präventionsprogrammen. „Damit nimmt die PKV eine zentrale Vorreiterrolle bei der Förderung der psychischen Gesundheit ein”, erläuterte Reuther das Engagement der Branche.
Unter dem Titel „Mental health: what role for insurers?“ hatten der PKV-Verband und France Assureurs zu einem Fachgespräch nach Brüssel eingeladen. EU-Kommissar Olivér Várhelyi machte in seiner Keynote deutlich, dass der Schutz der psychischen Gesundheit für die Europäische Kommission in dieser Legislaturperiode von besonderer Bedeutung sei. Allein in Deutschland und Frankreich würden schätzungsweise 30 Millionen Menschen an psychischen Problemen leiden. Besonders betroffen seien Jugendliche, sozial benachteiligte Gruppen und ältere Menschen. “Regierungen und Gesundheitsbehörden können aber nur begrenzt etwas tun”, gab Várhelyi zu Bedenken. Krankenversicherer könnten daher eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der psychischen Gesundheit der Menschen spielen.
Private Krankenversicherer setzen auf digitale Lösungen
„Schon heute sind Präventionsprogramme zur psychischen Gesundheit sowohl für die Versicherer als auch für die Versicherten von großer Bedeutung”, so Reuther. Jeder Sechste in der Europäischen Union habe bereits vor der Corona-Pandemie unter psychischen Problemen gelitten. Die Podiumsdiskussion habe gezeigt, dass psychische Probleme wie Angst, Depression, Einsamkeit, Schlafstörungen und Verhaltensauffälligkeiten zunehmen.
Präventive Maßnahmen können dazu beitragen, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen zu schützen und gleichzeitig die Gesundheitskosten niedrig und die Risiken versicherbar zu halten. Dabei setzen die PKV-Unternehmen auch auf digitale Lösungen, um ihre Versicherten gezielt und individuell bei der Behandlung zu unterstützen.
Herausforderungen in der Versorgung: Regulatorische Hürden und Datenzugang
Gezielte Patientensteuerung und personalisierte Behandlungsprogramme böten große Potenziale in der Versorgung, ist PKV-Verbandsdirektor Reuther überzeugt. Man müsse aber auch erkennen, dass regulatorische Hürden einer noch effizienteren und individuelleren Versorgung der Versicherten im Wege stünden. “Die Krankenversicherer brauchen Zugang zu Daten, um Versorgungsmodelle weiter zu optimieren und den wachsenden gesundheitlichen Herausforderungen, etwa im Bereich der psychischen Gesundheit, optimal begegnen zu können”, so Reuther.
Ein erweiterter Zugang zu Datenräumen würde es den privaten Krankenversicherern ermöglichen, ihre maßgeschneiderte Versorgung zu verbessern und damit den Bedürfnissen von mehr Menschen gerecht zu werden. Beispielsweise könnte ein Versicherter mit einer chronischen Krankheit wie Diabetes einen Plan erhalten, der regelmäßige Kontrolluntersuchungen, die Versorgung mit Medikamenten und die Förderung der psychischen Gesundheit umfasst. Diese Leistungen verbessern nicht nur die Gesundheitsergebnisse und führen zu niedrigeren Prämien, sondern tragen auch dazu bei, die Gesundheitskosten für die Gesellschaft insgesamt zu senken.