Sie sind derzeit – zusätzlich zu Ihrer Position als PKV-Verbandsdirektor – geschäftsführender Vorstand der Deutschen AIDS-Stiftung. Wie funktionieren diese beiden Ämter zusammen?
Als langjähriger Stifter fühlen wir uns der AIDS-Stiftung sehr verbunden. Dazu gehörte schon immer eine enge personelle Verknüpfung: Satzungsgemäß wird der Vorsitzende des Stiftungsrats vom PKV-Verband benannt. Und traditionell ist auch ein Vertreter der PKV ehrenamtlicher Vorstand der Stiftung. Viele Jahre war das der ehemalige Verbandsdirektor Christoph Uleer. Als er 2014 ausschied, habe ich das Amt übernommen. Die Position des hauptamtlichen geschäftsführenden Vorstands war nun einige Monate nicht besetzt. Daher freue ich mich sehr, dass ab 1. Dezember die erfahrene Politikwissenschaftlerin und Beraterin Anne von Fallois das Amt übernimmt und unsere Bonner Geschäftsstelle leitet.
Welche Einblicke haben Sie persönlich durch Ihre Tätigkeit im Stiftungsvorstand gewonnen?
Natürlich erweitert diese Arbeit meinen Horizont. Ich besuche regelmäßig Projekte der AIDS-Stiftung und auch die regionalen Aidshilfen, um in unmittelbaren Kontakt mit den Menschen zu kommen, denen dort geholfen wird. Mir ist es wichtig, dass wir uns als PKV in einem gesellschaftlichen Umfeld bewegen, das über unser Versicherungsgeschäft hinausgeht.
In den 1980er-Jahren war Aids ein großes Schreckgespenst; die meist tödlich verlaufende Krankheit führte zu Diskriminierung und Ausgrenzung. Mittlerweile ist die Zahl der HIV-Neuinfektionen auf einem relativ konstant niedrigen Niveau. Betroffene können – gut behandelt – mit der Krankheit leben. Warum bleibt Aids ein wichtiges Thema?
Beim Thema Aids stellte sich früh gewissermaßen exemplarisch die Frage, wie eine Gesellschaft mit Krankheiten umgeht – und das ist eigentlich nie vorbei. Eine ähnliche Entwicklung haben wir auch zu Beginn der Corona-Pandemie gesehen. Da wurde diskutiert, wie man Menschen isolieren kann, wer wohin reisen darf. Der Mensch reagiert eben schnell mit Ablehnung oder Angstgefühlen. Im Subtext schwingt dann häufig noch ein „Der oder die ist doch selbst schuld“ mit. Das hört wahrscheinlich erst auf, wenn es irgendwann eine Impfung geben sollte. Dann verbreitet sich das Gefühl, eine Krankheit im Griff zu haben – auch das hat man bei Corona gesehen.