Interview 29. April 2025

Der sogenannte Mehrumsatz der Privatversicherten ist erneut gestiegen. Ermittelt hat dies das Wissenschaftliche Institut der PKV (WIP). WIP-Chef Frank Wild erläutert das Prinzip des Mehrumsatzes - und in welchem Umfang davon insbesondere die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte profitieren.

Frank Wild, Leiter des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP)

Herr Wild, das WIP hat soeben die neuesten Mehrumsatz-Daten veröffentlicht. Was sagt diese Kennzahl aus?

Die abweichenden Regeln für PKV und GKV – insbesondere bei der Vergütung und Versorgungssteuerung – wirken sich unterschiedlich auf die finanziellen Mittel aus, die ins System fließen. Mit der Berechnung des Mehrumsatzes der Privatversicherten geht es uns darum, deren Bedeutung für das Gesundheitswesen zu quantifizieren. Welche finanziellen Auswirkungen ergeben sich durch die Existenz der PKV konkret für Ärzte, Krankenhäuser, Apotheker, Physiotherapeuten, Hebammen usw.? Dafür haben wir eine Methodik entwickelt, die zeigt, welche finanziellen Beträge durch Privatversicherte zusätzlich ins Gesundheitssystem fließen. Dieser Mehrumsatz ist seit einiger Zeit eine zentrale Kenngröße zum Verständnis der Dualität von Gesetzlicher und Privater Krankenversicherung.

Die Zahlen sind gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen…        

Richtig. Der gesamte Mehrumsatz beträgt jetzt 14,46 Milliarden Euro im Jahr. Allein im ambulanten Bereich liegt er nun bei knapp 8 Milliarden Euro. Das ist eine bemerkenswerte Entwicklung.

Woran liegt das?

Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Ein Grund sind die höheren Leistungsausgaben für die Privatversicherten. Hier sehen wir im Jahr 2023 in fast allen Bereichen deutliche Steigerungen. Dies ist neben dem zunehmenden Bedarf an Leistungen infolge des demografischen Wandels auch Ausdruck des Fortschritts in der Medizin. Eine Rolle spielt sicher auch, dass die Zahl der Vollversicherten wieder leicht zugenommen hat, aber auch, dass die PKV ein etwas älteres Versichertenkollektiv hat als die gesetzliche Krankenversicherung.

Was bedeutet das konkret für die einzelnen Ärztinnen und Ärzte?

Im Durchschnitt hat jede Arztpraxis durch die Behandlung von Privatversicherten 74.000 Euro pro Jahr an zusätzlichem Erlös zur Verfügung hat. Anders ausgedrückt: Die rund 10,4 Prozent der Privatversicherten in Deutschland sorgen für 21,4 Prozent der Einnahmen in den Arztpraxen. Die Bedeutung der PKV ist damit gegenüber den Vorjahren nochmals gestiegen.