Wie schätzen Sie die gesundheitliche Versorgung in Deutschland insgesamt ein?
Im Bereich der Zahnmedizin sind wir auf einem internationalen Spitzenplatz, was die Qualität betrifft. Das liegt primär an der starken Präventionsausrichtung der Zahnheilkunde, mit der eine stetige Verbesserung der Mundgesundheit einhergeht. Das sind wichtige Aspekte. Wir wissen aber auch, wie schnell politische Fehlentscheidungen so ein Qualitätsniveau beeinflussen und auch gefährden können. Uns wurden zum Beispiel wesentliche Mittel für die Bekämpfung der Volkskrankheit Parodontitis entzogen. Das ist zum einen aus versorgungspolitischen Gründen fatal, aber auch aus ökonomischen Gründen. Wir wissen, dass eine frühzeitige Behandlung der Parodontitis hohe Folgekosten im Gesundheitssystem einspart – nicht nur im zahnärztlichen, sondern auch im allgemeinmedizinischen Bereich.
Sie sind gewissermaßen der oberste Kassenzahnarzt – aber zu Ihren Kolleginnen und Kollegen kommen auch Privatversicherte. Welche Rolle spielen diese zum Beispiel auch für die Wirtschaftlichkeit von Zahnarztpraxen?
Ich glaube, dass eine Stärke des deutschen Gesundheitssystems das duale Versicherungssystem ist. Die PKV spielt insofern eine ganz wesentliche Rolle, weil die PKV Innovationskraft bietet und nicht hineinregiert in das Honorierungssystem der Zahnärzte. Das ist sicherlich ein Aspekt, der zur Stabilität der Wirtschaftlichkeit der Praxen beiträgt. Für uns ist ganz entscheidend, auch neue Verfahren anzubieten – immer unter der Voraussetzung, dass es medizinisch notwendige Leistungen sind. Nur diese kann die PKV abdecken. Durch die PKV kommt Innovationskraft ins System. Und das macht auch Wettbewerb um Innovation möglich.