Meldung 14. Februar 2025

Die PKV bringt Innovationskraft in unser Gesundheitswesen – und fördert dadurch den Wettbewerb zum Wohle der Versicherten, ist der Vorstandsvorsitzende der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung Martin Hendges überzeugt.

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Martin Hendges, was erwarten die Zahnärztinnen und Zahnärzte von der neuen Bundesregierung?

Wir haben unsere Kernforderungen in der Agenda Mundgesundheit für die 21. Wahlperiode klar fokussiert: Wir erwarten, dass man den Weg der Prävention mit uns weitergeht und ihn ausbaut, um Mundgesundheit und Allgemeingesundheit zu verbessern. Dass man Selbstverwaltung stärkt, dass man die Versorgungsstrukturen insbesondere im ländlichen und strukturschwachen Bereich fördert, dass man Bürokratie endlich abbaut – und nicht nur ankündigt, das zu tun – und dass man auch eine Digitalisierungsstrategie fährt, die wirklich praxistauglich ist und die Versorgung verbessert, aber auch Bürokratie für die Praxen abbaut.

Prävention funktioniert doch bei den Zahnärzten eigentlich ganz gut. Was kann man da noch verbessern?

Ja, da sind wir schon extrem gut aufgestellt. Ich glaube, dass die Zahnmedizin das Paradebeispiel für den Erfolg von Prävention im Gesundheitswesen ist. Durch die hohe Vorsorgeorientierung haben wir seit Jahren eine präventionsorientierte Ausrichtung in der Zahnmedizin, mit großen Erfolgen. Das spiegelt sich zum einen in der deutlich verbesserten Mundgesundheit wider – aber wir sparen dadurch auch Kosten im Gesundheitssystem ein. Wir verzeichnen einen stetig sinkenden Anteil an den Ausgaben der GKV. Er liegt mittlerweile nur noch bei knapp 6 Prozent der Gesamtausgaben. Das sind alles die Erfolge der Prävention.

Eine große Herausforderung der Gesundheitspolitik ist die Aufrechterhaltung der Versorgung in der Fläche. Wie sieht die Zukunft der zahnärztlichen Versorgung aus?

Bis dato haben wir noch eine sehr gute, flächendeckende und wohnortnahe Versorgung bundesweit. Aber es zeichnen sich durchaus regional Versorgungsengpässe ab. Umso mehr ist es wichtig, dass Politik Rahmenbedingungen setzt, die Anreize für die Niederlassung in ländlichen und strukturschwachen Bereichen bieten. Auch in der Zahnärzteschaft haben wir natürlich das Demografieproblem. Die geburtenstarken Jahrgänge denken jetzt darüber nach, aus der Versorgung herauszugehen. Das bekommen wir durch neue Niederlassungen nicht kompensiert.

Die PKV trägt zur Stabilität der Wirtschaftlichkeit von Zahnarztpraxen bei.

Martin Hendges , Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung

Wie schätzen Sie die gesundheitliche Versorgung in Deutschland insgesamt ein?

Im Bereich der Zahnmedizin sind wir auf einem internationalen Spitzenplatz, was die Qualität betrifft. Das liegt primär an der starken Präventionsausrichtung der Zahnheilkunde, mit der eine stetige Verbesserung der Mundgesundheit einhergeht. Das sind wichtige Aspekte. Wir wissen aber auch, wie schnell politische Fehlentscheidungen so ein Qualitätsniveau beeinflussen und auch gefährden können. Uns wurden zum Beispiel wesentliche Mittel für die Bekämpfung der Volkskrankheit Parodontitis entzogen. Das ist zum einen aus versorgungspolitischen Gründen fatal, aber auch aus ökonomischen Gründen. Wir wissen, dass eine frühzeitige Behandlung der Parodontitis hohe Folgekosten im Gesundheitssystem einspart – nicht nur im zahnärztlichen, sondern auch im allgemeinmedizinischen Bereich.

Sie sind gewissermaßen der oberste Kassenzahnarzt – aber zu Ihren Kolleginnen und Kollegen kommen auch Privatversicherte. Welche Rolle spielen diese zum Beispiel auch für die Wirtschaftlichkeit von Zahnarztpraxen?

Ich glaube, dass eine Stärke des deutschen Gesundheitssystems das duale Versicherungssystem ist. Die PKV spielt insofern eine ganz wesentliche Rolle, weil die PKV Innovationskraft bietet und nicht hineinregiert in das Honorierungssystem der Zahnärzte. Das ist sicherlich ein Aspekt, der zur Stabilität der Wirtschaftlichkeit der Praxen beiträgt. Für uns ist ganz entscheidend, auch neue Verfahren anzubieten – immer unter der Voraussetzung, dass es medizinisch notwendige Leistungen sind. Nur diese kann die PKV abdecken. Durch die PKV kommt Innovationskraft ins System. Und das macht auch Wettbewerb um Innovation möglich.

Ein breites Spektrum an Möglichkeiten schafft Innovationskraft – deswegen lehnen wir jede Form von Einheitsversicherung ab.

 

Martin Hendges , Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung

Es gibt politische Kräfte, die das duale deutsche Krankenversicherungssystem mit gesetzlich und privat Versicherten abschaffen wollen und sich für eine einheitliche Versicherung einsetzen. Was halten die Zahnärzte davon?

Ich bin der Auffassung, dass sich Politik bei gesetzlichen Entscheidungen mehr auf der Basis von Fakten und der realen Versorgungssituation leiten lassen sollte – und weniger von ideologischen Gedankenmodellen wie der Bürgerversicherung oder Einheitskasse. Egal, wie man das Modell nennt – ich glaube, dass der Wettbewerb um Innovation verloren ginge. Diese Vereinheitlichung würde zu einem einheitlichen Leistungskatalog führen. 

Letztlich bestimmt dann der Staat, was gut ist für die Versorgung. Und das wäre fatal. Denn gerade ein breites Spektrum an Möglichkeiten schafft Innovationskraft. Deswegen lehnen wir jegliche Form von Bürgerversicherung oder Einheitsversicherung ab. Andere Länder liefern uns auch gute Gründe: In England sieht man, welche Zerwürfnisse in der Gesundheitsversorgung durch ein solches Modell zustande kommen. Dann hätten wir in der Tat die viel beschriebene Zweiklassenmedizin.


Interview-Serie „Starke Stimmen - starkes Gesundheitssystem"

Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über Herausforderungen und Lösungen für das Gesundheitssystem

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