Wenn Steuerfinanzierung kein geeignetes Finanzierungsinstrument ist, was sind dann die Alternativen? Weitere Beitragserhöhungen, Leistungskürzungen?
Realistischerweise wird sich auf Dauer wohl beides nicht ganz vermeiden lassen. Dafür sind die Herausforderungen durch die Demografie und den kostentreibenden medizinisch-technischen Fortschritt einfach zu groß. Derzeit scheint sich die Politik allerdings mit Leistungskürzungen sehr viel schwerer zu tun als mit Beitragssatzsteigerungen – das legen zumindest die Entwicklungen der letzten Monate sowie manche Aussagen im aktuellen Bundestagswahlkampf nahe. In der Sozialen Pflegeversicherung sehen wir seit Jahren sogar nur Leistungsausweitungen – und einen stark steigenden Beitragssatz.
Wenn aber die staatlichen Systeme finanziell nicht überfordert werden sollen, wird es auf Dauer nicht ohne mehr Eigenverantwortung und Leistungskürzungen gehen. Für die Menschen bedeutet das, dass sie mehr Eigenvorsorge betreiben müssen, um Leistungskürzungen der Sozialversicherungen auszugleichen und im Alter trotzdem ausreichend abgesichert zu sein. Zu denken ist etwa an die ergänzende private Altersvorsorge oder kapitalgedeckte Zusatzabsicherungen für die Pflege.
Was müsste die kommende Bundesregierung Ihrer Meinung nach unternehmen, um die sozialen Sicherungssysteme nachhaltig zu finanzieren?
In allen drei Zweigen der Sozialversicherungen, die unter der Bevölkerungsalterung leiden, sind Strukturreformen auf der Ausgabenseite notwendig, um den Kostendruck und damit den Finanzierungsbedarf zumindest abzumildern. Angesichts des steigenden Verhältnisses von Rentnern zu Arbeitnehmern müssen die Rentensteigerungen langfristig hinter der Lohnentwicklung zurückbleiben. Darüber hinaus sollte schnellstens eine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters über das Jahr 2030 hinaus in Angriff genommen werden, beispielsweise durch eine Koppelung des gesetzlichen Renteneintrittsalters an die Entwicklung der ferneren Lebenserwartung. Die Politik sollte die Menschen nicht in falscher Sicherheit hinsichtlich der zukünftigen Rentenentwicklung wiegen, sondern ihnen Planungssicherheit geben und sie von der Notwendigkeit ergänzender privater und betrieblicher Altersvorsorge überzeugen.
In der GKV muss der Leistungskatalog der GKV auf den Prüfstand, vor allem aber bedarf es einer Stärkung des Wettbewerbs und innovativer medizinischer Versorgungskonzepte, um die Effizienz des Gesundheitssystems insgesamt zu erhöhen. In der SPV sollten wir die Diskussion um weitere Leistungsausweitungen schnellstens beenden und stattdessen die Menschen zu mehr privater Vorsorge animieren.