"Time To Connect Digital Health": Mit hochkarätigen Speakern, aktuellen Themen und vollen Hallen hat die Berliner E-Health-Messe ihren Anspruch erfüllt. Der PKV-Verband bringt sich unter anderem in die Diskussion um den Europäischen Gesundheitsdatenraum ein.

Jedes Jahr im April trifft sich die Digital-Health-Szene in Berlin. Mit rund 870 Ausstellern und mehr als 20.000 Besuchern hat sich die DMEA zu einem der führenden europäischen Branchenevents entwickelt. Die diesjährige Ausgabe zwischen dem 8. und 10. April fiel in eine besondere Zeit: Praktisch parallel stellten die Koalitionspartner der künftigen Bundesregierung die Ergebnisse ihrer Verhandlungen vor. Im Koalitionsvertrag findet sich ein klares Bekenntnis: “Für die Zukunft der Gesundheitsversorgung nutzen wir die Chancen der Digitalisierung.” Doch klar ist auch: Wie schnell die Digitalisierung voranschreitet, dürfte auch von der Besetzung des Gesundheitsministeriums abhängen.

Ab Ende April soll die ePA bundesweit nutzbar sein
Noch am ersten Messetag erläuterte der scheidende Minister Lauterbach, wie der angekündigte Rollout der elektronischen Patientenakte laufen soll: Nach der laufenden Pilotierung sei in den kommenden Wochen eine “Hochlaufphase” außerhalb der drei Modellregionen geplant. Mittlerweile hat Lauterbach das Vorgehen konkretisiert. Ab dem 29. April soll die ePA bundesweit nutzbar sein; Arztpraxen, Kliniken und Therapeuten sind aber erst ab Oktober verpflichtet, die elektronischen Akten zu nutzen.
Grundsätzlich können auch Privatversicherte die elektronische Patientenakte und auch das E-Rezept nutzen. Anders als die gesetzlichen Krankenkassen sind die privaten Versicherer allerdings nicht zum Angebot verpflichtet. Die PKV-Unternehmen entscheiden selbst, wann sie ihren Versicherten die Services zur Verfügung stellen. Die GesundheitsID – eine sogenannte Digitale Identität, mit der sich PKV-Versicherte über ihr Smartphone identifizieren – bietet einen sicheren Zugang zu diesen Anwendungen der Telematikinfrastruktur.

Gesundheitsdatenraum: Europa wartet nicht auf Deutschland
Auch die europäische Politik beeinflusst zunehmend die Digitalisierung unseres Gesundheitswesens: Mit dem jüngst gestarteten Europäischen Gesundheitsdatenraum (European Health Data Space, kurz: EHDS) macht die Europäische Union einen großen Schritt in Richtung einer vernetzten und zukunftsfähigen Gesundheitsversorgung in ganz Europa. Ziel des EHDS ist es, für die bestmögliche Versorgung jedes einzelnen EU-Bürgers zu sorgen. Gesundheitsdaten sollen sicher, unkompliziert und grenzüberschreitend nutzbar sein.
Welche Potenziale bietet der Europäische Gesundheitsdatenraum für die Versorgung und die Forschung? Und welche Neuerungen kommen durch die Brüsseler Gesetzgebung auf die deutschen Akteure im Gesundheitswesen zu? Um diese Fragen ging es bei einer DMEA-Session, die PKV-Geschäftsführer Christian Hälker gemeinsam mit Sebastian Claudius Semler von der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung (TMF) moderierte. Auf dem Podium waren unter anderem Ina Mießler vom Bundesgesundheitsministerium, Beatrice Kluge von der Digitalagentur gematik und Michael Dörries vom AOK-Bundesverband.
Primärer Zweck des EHDS ist die Stärkung der Rechte natürlicher Personen in der EU. Eine EU-weite Health-ID ermöglicht die grenzüberschreitende Nutzung von E-Rezept und Patienten(kurz)akte sowie die Vernetzung von Leistungserbringern. Je mehr Informationen - etwa Medikationslisten - Ärzten vorliegen, desto besser können die Bedürfnisse von Versicherten berücksichtigt werden. Die Bereitstellung und Verwertung von Gesundheitsdaten zu Forschungszwecken wird als Sekundärnutzung beschrieben.
Die Expertinnen und Experten auf der DMEA waren sich einig: Der EHDS werde nicht auf Deutschland warten. Die Zukunft grenzüberschreitender Nutzung von Gesundheitsdaten hat bereits begonnen. Und davon werden alle Versicherten profitieren, in der GKV und in der PKV.