Ärzteschaft und PKV stehen für die zügige Umsetzung einer neuen Gebührenordnung bereit, betont die Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, Dr. Ellen Lundershausen. Dass Ärzte in ländlichen Regionen praktizieren, ist für sie eine Frage der Rahmenbedingungen – und nicht der Vergütung.
Frau Dr. Lundershausen, die Reform der Gebührenordnung für Ärzte ist für die Mediziner ein wichtiges Anliegen. Gemeinsam mit PKV und Beihilfe hat die Bundesärztekammer bereits das rechtliche Regelwerk und den Leistungskatalog überarbeitet. Was passiert aktuell?
Wir haben einen sehr guten und fortgeschrittenen Verhandlungsstand mit der Privaten Krankenversicherung. Aktuell vergleichen wir Rechnungen, die nach bisheriger GOÄ erstellt wurden, mit Rechnungen, bei der wir unseren neuen GOÄ-Entwurf anwenden. Hinsichtlich der Beihilfe sind wir in Kontakt mit den Ländern. Ich hoffe, dass uns die zuständigen Ministerien entsprechend unterstützen.
Halten Sie eine Umsetzung der Reform in dieser Legislaturperiode für möglich?
Möglich ist sie auf jeden Fall. Wir stehen gemeinsam mit der PKV dazu bereit. Es ist jetzt eine Frage des politischen Willens und der Entscheidung des Bundesgesundheitsministeriums, die Reform auf den Weg zu bringen. Wir hoffen sehr, dass das in dieser Legislatur gelingt.
Der demografische Wandel, aber auch gesellschaftliche Trends gefährden die medizinische Versorgung insbesondere auf dem Land. Zieht es noch ausreichend Ärztinnen und Ärzte hierher?
Ich kenne viele junge Kolleginnen und Kollegen, die sich sehr gern niederlassen wollem und darüber nachdenken, in ländliche Regionen zu gehen. Das hängt aber auch von der Infrastruktur ab: Findet der Partner oder die Partnerin Arbeit, gibt es eine verlässliche Kinderbetreuung? Hier ist vor allem die Landes- und Kommunalpolitik gefragt.
Ist die Landarztpraxis denn in finanzieller Hinsicht attraktiv?
Die allermeisten Arztpraxen finanzieren sich durch eine Mischkalkulation der Vergütung für gesetzlich und privat krankenversicherte Patientinnen und Patienten – das gilt in der Stadt und auf dem Land. Hinzu kommt, dass die privaten Krankenversicherer medizinische Innovationen ohne bürokratische Hürden finanzieren und so in die Versorgung bringen.
Welche Lösungen sehen Sie noch, um die Gesundheitsversorgung auf dem Land sicherzustellen?
Ärztinnen und Ärzte bekommt man nicht mit Quotenregelungen und politischen Vorgaben aufs Land, sondern mit attraktiven Arbeitsbedingungen. Wir brauchen mehr kreative Konzepte für eine noch engere Zusammenarbeit zwischen den Professionen und eine echte Entlastung von Bürokratie und arztfremden Aufgaben.