Meldung 21. Dezember 2022

Der starke Anstieg der Leistungsbezieher in der Pflegeversicherung setzt sich weiter fort. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels gerät die Soziale Pflegeversicherung immer stärker unter Druck.

4,96 Millionen Menschen in Deutschland waren Ende 2021 pflegebedürftig und haben Leistungen aus der Pflegeversicherung erhalten. Damit ist die Zahl der Pflegebedürftigen nach den neuen Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) in nur zwei Jahren um 20 Prozent gestiegen. 2019 hatte die Zahl noch bei 4,13 Millionen gelegen. Als Ursache für den rasanten Anstieg verwies Destatis auf die Einführung des weiter gefassten Pflegebedürftigkeitsbegriffs zum 1. Januar 2017. Seither werden mehr Menschen als pflegebedürftig eingestuft als zuvor.

Die steigenden Kosten erhöhen massiv den Druck auf die umlagefinanzierte Soziale Pflegeversicherung. Mittelfristig sei das derzeitige Ausgabenniveau mit den vorhandenen Finanzmitteln und der derzeitigen Entwicklung der Beitragseinnahmen nicht finanzierbar, zitiert der Tagesspiegel Background aus einer Stellungnahme des Bundesgesundheitsministeriums (BMG). Erst kürzlich hatte Destatis bei der Präsentation der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung auf die zukünftige Entwicklung des demografiebedingten Pflegebedarfs in Deutschland hingewiesen. Das Risiko, zum Pflegefall zu werden, ist vom Alter abhängig und steigt im hohen Lebensalter steil an. Ab 2035 rücken die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer in die Altersgruppe der ab 80-Jährigen. Dann erwarten die Experten einen besonders stark steigenden Anstieg bei der Zahl der Pflegebedürftigen. Heute ist in dieser Altersgruppe jeder Vierte pflegebedürftig.

Beitragszahlern in der Sozialen Pflegeversicherung droht Überlastung

Gleichzeitig wird die Zahl der Beitragszahler nach Berechnungen von Destatis kontinuierlich abnehmen. Schon in den nächsten 15 Jahren könnte die Zahl der Menschen im Erwerbsalter um 4,8 Millionen Menschen sinken. Immer weniger Erwerbstätige müssen mit ihren Sozialbeiträgen dann die Leistungsausgaben der Pflegeversicherung schultern. Schon heute ist die Soziale Pflegeversicherung (SPV) weder nachhaltig noch generationengerecht finanziert, heißt es in einem aktuellen Gutachten Wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Das Expertengremium empfiehlt deshalb eine kapitalgedeckte Pflegevorsorge. Eine weitere Umverteilung von Jung zu Alt könne vermieden werden, wenn jede Generation selbst für die Kosten aufkomme, die sie im Pflegefall verursacht.

Wie ein Modell einer kapitalgedeckten Vorsorge konkret aussehen könnte, zeigt die Private Krankenversicherung (PKV). In der Privaten Pflegepflichtversicherung bilden die Versicherten schon heute Reserven und entlasten so die Jüngeren. Der PKV-Verband hat als Lösungsvorschlag einen Neuen Generationenvertag für die Pflege vorgelegt. Dieses Konzept federt die Belastung der Älteren infolge steigender Pflegekosten gezielt ab und unterstützt die Jüngeren beim Aufbau einer privaten Eigenvorsorge. Zugleich würde der Beitragssatz zur Pflegeversicherung langfristig stabilisiert. Auch betriebliche Pflegeversicherungen wie z.B. in der Chemie-Industrie können dazu beitragen.