Meldung 12. September 2023

Digitale Identitäten und Datensicherheit, KI in der medizinischen Praxis, innovative Start-ups – und über allem steht die Orientierung an den Patientinnen und Patienten. Die PKV war auf dem Branchentreffen der E-Health-Szene in Essen präsent.

Gematik-Chef Dr. Markus Leyck Dieken gab einen Überblick über den aktuellen Stand wichtiger Digitalisierungsprojekte im Gesundheitswesen.

Ein gutes Feuerwerk braucht Zündstoff: Der Titel der Keynote des Gematik-Chefs Markus Leyck Dieken könnte auch als Metapher für das gesamte Big Bang Health-Festival dienen, dem Branchentreffen der E-Health-Szene, das Anfang September zum zweiten Mal in Essen stattfand. Hier treffen sich innovative Unternehmerinnen und Unternehmer, Leistungserbringende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Investoren und Kostenerstattern. Der PKV-Verband zeigte sein Engagement für digitale, breitenwirksame Innovationen: durch den Wagniskapitalfonds Heal Capital sowie durch Innovationspartnerschaften, die den Markteintritt moderner Produkte und Verfahren fördern.

Zündstoff für die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist reichlich vorhanden, das war deutlich zu spüren auf dem Big Bang Health. „Wenn jeder in seinem Wirkungskreis etwas tut, werden wir das Gesundheitswesen voranbringen und die Rückständigkeit in vielen Bereichen überkommen“, sagte der Co-Gastgeber Prof. Dr. David Matusiewicz zur Eröffnung des Festivals. Das Programm vermittelte einen Eindruck dieser zahlreichen Wirkungskreise: Es reichte vom Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Praxis über die Zukunft der Krankenhäuser und der Pflege bis hin zur Nutzung von Daten gegen Krebs. „Von A wie Apotheken bis Z wie Zahnmedizin sind hier alle relevanten Akteure vertreten“, sagte Matusiewicz – mit dem Ziel, sich zu vernetzen, zu inspirieren, Potenziale zu heben.

Video Thumbnail
Die Digital-Health-Expertin Inga Bergen im Gespräch mit Bastian Biermann, Leiter des Projekts "Heal Capital" im PKV-Verband, zur Förderung innovativer Healthtech-Start-ups.

Klar wurde aber auch, warum Zündstoff allein das Feuerwerk nicht zum Leuchten bringen kann. Notwendig sind rechtliche Voraussetzungen und der politische Wille, digitale Services wie Gesundheits-IDs, das E-Rezept und die elektronische Patientenakte voranzubringen. 2023 sei in dieser Hinsicht ein spannendes Jahr, sagte Markus Leyck Dieken, Vorstandsvorsitzender der gematik, der Digitalagentur des Bundes, die die notwendige Telematikinfrastruktur betreibt.

Mit dem Digitalgesetz, dem Gesundheitsdatennutzungsgesetz und der Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege seien ambitionierte Ziele formuliert und ein gesetzlicher Rahmen geschaffen, in dem Kassen und Versicherungen, Softwarehersteller und Leistungserbringende Lösungen entwickeln und die Akzeptanz unter Nutzerinnen und Nutzern steigern können.

Dr. Sarah Bechstein (r.), Gründerin des Dermatologie-Start-ups Formel Skin, diskutierte auf dem Panel mit Prof. Dr. med. Bernd Kleine-Gunk, Dr. med. Irmi Huber und Moderator Gerd Wirtz (v.l.).

Dank geringerer bürokratischer Hürden haben private Krankenversicherer die Möglichkeit, medizinische Innovationen deutlich schneller in den Markt zu bringen und auf diese Weise wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Das nützt allen Beteiligten: PKV-Versicherte kommen in den Genuss moderner, häufig weniger belastender Untersuchungs- und Behandlungsmethoden, Hersteller erhalten Feedback und erkennen möglichen weiteren Bedarf. Innovationspartnerschaften mit Herstellern bestimmter Produkte oder Verfahren können die Verbreitung zusätzlich „boostern“. Beispiele sind die telemedizinische Diagnostik und Behandlung von Hautkrankheiten wie Akne und Neurodermitis sowie die schnelle und sichere Früherkennung von Infektionen mittels Point-of-Care-Diagnostik. Diese Leistungen erstatten PKV-Unternehmen ihren Versicherten.

Um digitale Innovationen im deutschen Gesundheitswesen voranzutreiben, investiert die PKV auch selbst: Bastian Biermann, Leiter des Projekts „Heal Capital“ im PKV-Verband erläuterte auf dem Festival im Gespräch mit der Digital-Health- und Innovations-Expertin Inga Bergen Ausrichtung und Ziel des 2020 aufgelegten Healthtech-Fonds. Mit einem Kapital von mehr als 100 Millionen Euro fördern mehr als 20 private Krankenversicherer ambitionierte, erfolgversprechende Start-ups an der Schnittstelle von Gesundheitswesen und Technologie. Das Heal-Capital-Portfolio umfasst bereits 15 innovative Geschäftsmodelle aus den Bereichen Diagnostik, Therapie und Infrastruktur – von der KI-gestützten Röntgenbildanalyse über einen Roboter-Katheter für sichere und effiziente Herz-Operationen bis hin zum Aufbau digital-integrierter Hausarztpraxen.

„Mit Heal Capital wollen wir unsere Rolle als Innovationsmotor noch stärker unterstreichen“, sagte Bastian Biermann: „Und zwar mit spürbaren Effekten für alle Versicherten.“ Von Beginn an verfolge man mit dem Fonds die Idee, „innovative Start-ups zu fördern, die irgendwann zum Fliegen kommen.“ Fänden sich ihre Angebote im Leistungskatalog der PKV und auch der GKV wieder, wäre das für die Bürgerinnen und Bürger sicherlich ein Vorteil.