Interview 21. Juli 2021

Das hochmoderne Spezialgerät zur Behandlung von Hirntumoren ist seit Juli in München-Großhadern im Einsatz. Mit seinem neuen radiochirurgischen Verfahren ermöglicht ZAP-X den Krebspatienten einen schonenden Eingriff und zahlreiche Erleichterungen.

Europäisches Cyberknife Zentrum München
Prof. Dr. Alexander Muacevic

9. August 2021 – Der PKV-Verband hat mit dem Europäischen Cyberknife Zentrum München-Großhadern zum 1. Juli 2021 eine Rahmenvereinbarung über das neue radiochirurgische Verfahren ZAP-X geschlossen. Das Zentrum wird zum 1. Juli 2021 als einer der ersten Anbieter weltweit das neue radiochirurgische Verfahren in Betrieb nehmen. ZAP-X wurde für die optimierte Behandlung von Hirntumoren sowie Erkrankungen im Kopf- und Halsbereich entwickelt. Welche Vorteile die innovative Laser-Technologie den Patientinnen und Patienten bringt, erklärt Prof. Dr. med. Alexander Muacevic, Mitgründer und Ärztlicher Leiter des Europäischen Cyberknife Zentrums in München-Großhadern, im Interview.  

In den Medien wird ZAP-X als „Super-Roboter“ und „medizinische Wunderwaffe“ bezeichnet. Was ist das Besondere an diesem neuen radiochirurgischen Verfahren?

ZAP-X ist ein Spezialgerät für die Behandlung von Hirntumoren. Das besondere an der neuen Technologie ist ihre hohe Präzision gepaart mit einer extrem kurzen Behandlungszeit. Was normalerweise eine 5-stündige Hirntumor Operation erfordert hätte, wird mit ZAP-X teilweise in nur 15 Minuten behandelt. Dabei erfolgt der Eingriff ambulant ohne Rahmenfixierung am Schädel und Anästhesie und verursacht keine Schmerzen. Zusätzlich schirmt sich das System komplett selbst ab, sodass eine Behandlung unter Tageslichtbedingungen ohne Betonbunker im Untergeschoss möglich ist.

Für die Behandlungen von Tumorerkrankungen gibt es verschiedene radiologische Therapien. In welchen Fällen kommt ein medizinischer Eingriff per ZAP-X in Frage und wann sind andere insbesondere radiochirurgische Verfahren vorzugswürdig?

ZAP-X hat seine Stärke insbesondere bei kleinen gutartigen zentralen Hirnherden wie Akustikusneurinomen oder Meningeomen. Auch lassen sich zerebrale Metastasen damit sehr gut ausschalten. Immer dann, wenn die Tumore größer sind, tiefer in der Schädelbasis liegen bzw. unregelmäßig konfiguriert sind, hat die Cyberknife-Methode ihre Vorteile. Die Cyberknife-Technologie hat außerdem einen deutlich größeren Einsatzbereich: Sie ermöglicht eine Ganzkörper-radiochirurgische Behandlung.

Welche Qualifikationsanforderungen sollte aus Ihrer Sicht ein Facharzt erfüllen, der Cyberknife und ZAP-X anwendet?

Beide Technologien wurden von Neurochirurgen erfunden und haben traditionell ihren Haupteinsatzbereich bei neurochirurgischen Indikationen wie Hirntumoren. Cyberknife hat die Möglichkeiten der Präzisionsbestrahlung vom Hirn über die Wirbelsäule bis in den gesamten Körper erweitert. Idealerweise werden diese Technologien von Neurochirurgen mit speziellen Zusatzqualifikationen wie der Fachkunde Radiochirurgie betrieben, gegebenenfalls auch in Kooperation mit Radioonkologen, die sich auf diese Techniken spezialisiert haben.

Wie kann sich ein Patient den Behandlungsprozess mit ZAP-X im Europäischen Cyberknife Zentrum München vorstellen?

Der Behandlungsprozess ist relativ einfach: Nachdem die Indikation bestätigt wurde, ist eine spezielle Untersuchung per Computertomographie (CT) bei uns im Cyberknife Zentrum erforderlich. Diese dauert in der Regel nicht länger als eine Minute. Auf Basis der CT-Aufnahmen erstellen wir gemeinsam mit unseren Medizinphysikern die Dosisplanung. Und ein bis zwei Tage später kann dann die eigentliche Behandlung stattfinden, die in der Regel nicht länger als 15-30 Minuten für einzelne Tumorherde andauert. Schon kurz danach kann der Patient das Zentrum wieder selbstständig verlassen. Eine erste Kontrolluntersuchung ist dann typischerweise nach 3-6 Monaten erforderlich.

Als Medizintechnik hat ZAP-X das notwendige CE-Kennzeichen für den klinischen Einsatz in Europa im Frühjahr dieses Jahres erhalten. Wo kommt die Technik bislang zum Einsatz?

Nach den USA und China hat Europa die dritte Zulassung erteilt. Auch Japan hat vor kurzem den klinischen Einsatz freigegeben. Dort werden bereits die ersten Zentren geplant.

Medizinische Innovationen haben ihren Preis. Können Sie etwas zu den Behandlungskosten im Vergleich zu den herkömmlichen Therapieverfahren sagen?

Die Cyberknife bzw. ZAP-X-Behandlung ist etwa 30 Prozent günstiger als ein operativer Eingriff. Zudem fallen keine zusätzlichen Kosten für Rehabilitationsmaßnahmen und Wiedereingliederung an.

Auf der Grundlage der Rahmenvereinbarung mit dem PKV-Verband werden Cyberknife und ZAP-X bei Vorliegen bestimmter Indikationen von den teilnehmenden privaten Krankenversicherungen in rechtsicherer Weise erstattet. Wie wichtig sind solche Vereinbarungen für die Etablierung und Finanzierung innovativer Behandlungsmethoden zugunsten und im Interesse aller Versicherten in Deutschland?

Die neue Rahmenvereinbarung zwischen dem PKV-Verband und unserem Zentrum ist das Ergebnis einer mehr als 15-jährigen vertrauensvollen Zusammenarbeit. Und selbstverständlich ist diese Kooperation für die kritische und zielgerichtete Einführung moderner Technologie von herausragender Bedeutung. Ohne sie ist es kaum möglich, in Deutschland entsprechende medizinische Hochtechnologie zugunsten der Patienten einzusetzen. Ich bin ausgesprochen dankbar für diese konstruktive Zusammenarbeit und möchte mich im Sinne aller Mitarbeiter und Patienten dafür sehr herzlich bedanken.

Video über den Zap-X-Start in München