Der Beitragssatz zur Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) droht in den kommenden 10 Jahren von heute 14,6 auf über 20 Prozent anzusteigen. Alternativ müsste sich der Zuschuss, den die Kassen aus Steuermitteln erhalten, drastisch erhöhen. Eine „Gesundheit nach Kassenlage“ bahnt sich an.
15.03.2021 - Alterung der Bevölkerung, technischer Fortschritt, teure Reformen: Es sind im Wesentlichen diese drei Faktoren, die die Finanzen der Gesetzlichen Krankenversicherung in den nächsten Jahren erheblich belasten. Ganz unabhängig von den Corona-Belastungen sind deshalb starke Beitragssteigerungen zu erwarten – oder enorme Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt erforderlich.
Steuerzuschuss müsste sich mindestens verdoppeln
Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP), über die heute auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet. Je nach Szenario steigen die Beitragssätze bis zum Jahr 2030 von heute 14,6 Prozent auf 15,5 bis 20,6 Prozent. Für 2040 sagen die Forscher sogar 16,7 bis 28 Prozent voraus.
Um dieser Beitragssteigerung entgegenzuwirken, müsste sich der Bundeszuschuss bis 2030 mindestens auf 30 Milliarden Euro im Jahr verdoppeln, hat das WIP errechnet. Allerdings geht dieses Modell noch davon aus, dass die Einnahme- und Ausgabesituation der Kassen stabil bleibt – was angesichts der Entwicklungen in der Vergangenheit äußerst unwahrscheinlich ist. Steigen nämlich Einnahmen und Ausgaben wie im Schnitt der vergangenen 20 Jahre, dann werden bereits 2030 rund 83 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt gebraucht, um die Beiträge stabil zu halten.
Steuermittel verstecken die GKV-Finanzprobleme
Anlässlich dieser Berechnungen erklärt PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther: „Höhere Bundeszuschüsse würden die Finanzprobleme der GKV nicht lösen, sondern nur verstecken. Die Steuerzahler werden zusätzlich belastet und die Gesundheitsversorgung gerät in Abhängigkeit des Finanzministers. Es drohte eine Gesundheit nach Kassenlage – in Konkurrenz zu anderen wichtigen Zielen wie Klimaschutz oder Digitalisierung. Überdies würde der Wettbewerb zwischen Privater und Gesetzlicher Krankenversicherung massiv verzerrt.“