Corona im Krankenhaus: Die Pandemie hat den Alltag vieler Kliniken auf den Kopf gestellt. Auch wenn mittlerweile deutlich weniger Covid-Infizierte stationär behandelt werden müssen, rät Sana-Chefarzt Dr. André Althoff dringend zur Impfung.
Die Lage aus der Sicht der Kliniken ist heute deutlich entspannter. Wir haben eigentlich keine Covid-kranken Patienten mehr im Haus, höchstens vereinzelt. Dann sind es üblicherweise internistisch vorerkrankte ältere Menschen. Aber die Zahl derer, die wir stationär behandeln, ist deutlich vernachlässigbar.
Woran liegt der deutliche Rückgang der Covid-Patienten?
Es sind sicherlich zwei Bestandteile, die dazu geführt haben. Den größten Teil machen die Impfungen aus. Sehr viele Menschen lassen sich ja impfen, vielfach auch schon zum dritten oder vierten Mal. Der andere Teil ist darin zu sehen, dass im Fortschreiten der Virusvarianten diese immer mehr an Aggressivität verlieren. Entsprechend ändert sich auch das Krankheitsbild. Die häufigsten Symptome heutzutage sind Halsschmerzen, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen und auch Fieber - so wie es auch bei Atemwegserkrankungen oder bei der Virusgrippe der Fall sein kann.
Die Impfung ist nach wie vor die sicherste Art und Weise, sich selbst zu schützen.
Wie wichtig ist die Auffrischungsimpfung, der sogenannte Booster?
Ich würde in jedem Fall dazu raten zu impfen. Aus der Sicht der klinischen Betreuung und aus der Betreuung von vielen tausend Covid-Kranken ist es einfach die sicherste Art und Weise, sich selbst zu schützen.
Wie wirkt sich die Pandemie insgesamt auf das Sana Klinikum Offenbach aus?
Wir haben zwei große Probleme in den Krankenhäusern. Das eine Problem ist, dass die Covid-Infizierten - auch ohne dass sie krank sind - weiterhin isoliert werden müssen. Das führt zu Betten- und Stationsschließungen. Wir erhalten durch unsere Landesregierung auch Vorgaben, wie viele Betten wir für die Versorgung von Covid-Patienten zu sperren haben. Die Zahl liegt üblicherweise über der Zahl der tatsächlich im Krankenhaus vorhandenen Patienten. Das andere Problem ist die Isolation von Mitarbeitern mit einem positiven Covid-Test. Wir haben immer wieder deutliche Ausfälle im Personal; das betrifft alle Berufsgruppen. Dadurch kommen Behandlungsabläufe von Patienten ins Stocken. Und das führt darüber hinaus dazu, dass die verbleibenden Mitarbeiter eine deutlich höhere Belastung haben.
Wir erleben einen fortgesetzten Veränderungsprozess in den Kliniken - Covid gibt uns keine Ruhe
Welche Erfahrungen nehmen Sie aus den Pandemie-Jahren mit?
Das ist eine interessante Frage. Covid hat einiges mit sich gebracht: Wir haben eine Krankheit vom Entstehen bis zum heutigen Tag quasi online lernen dürfen oder müssen. Wir haben dabei immer wieder unterschiedlichste Maßnahmen ergreifen müssen. Wir haben das Krankenhaus immer wieder umstrukturieren müssen. Dieser fortgesetzte Veränderungsprozess besteht seit über zweieinhalb Jahren - Covid gibt uns keine Ruhe. Ob wir daraus etwas für die Zukunft lernen? Da bin ich mir nicht ganz so sicher. Aber es war auf jeden Fall eine spannende Herausforderung, diese Situation, diese Pandemie bisher zu meistern.
Sie haben eine Long-Covid-Ambulanz in der Klinik. Was erleben Sie hier?
Auch diese Erkrankung hat sich deutlich verändert. In den ersten drei Wellen haben wir Menschen gesehen, die in der Anfangsphase der Erkrankung deutliche Probleme wie Geruchs- und Geschmacksverlust, aber auch sehr schwere Luftnot hatten. Im Laufe der folgenden Virusvarianten ist das so nicht mehr aufgetreten. Also auch hier: Die Long-Covid-Symptome sind deutlich schwächer, ähnlich wie die der Covid-Erkrankung.
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